Sonntag, 11. März 2012



  Biografiearbeit - die Basis der 10-Minuten-Aktivierung

Die Methode der 10-Minuten-Aktivierung ist eine un-komplizierte und flexibel einsetzbare Art der Erinne-rungsarbeit. Sie knüpft an bereits bewährte Formen der Betreuung Demenzkranker wie Validation und Biografiearbeit an. Sie beruht auf der Erkenntnis, dass demenziell Erkrankte durch Gegenstände aus ihrer früheren aktiven Zeit stimuliert und ins Gespräch gezogen werden können. Sie ist somit eine Methode der Erinnerungsarbeit. Mit vertrauten Gegenständen werden Dementierende befähigt,
• sich wieder für kleine Ding zu interessieren,
• sich zu beteiligen,
• sich zu erinnern und Kontakt mit ihrer Umgebung aufzunehmen.
Die hierzu ausgesuchten Gegenstände sollten sich auf die aktive Lebensphase (Biografie) der Betreuten beziehen. Dies setzt die natürlich die Kenntnis der Biografie des Kranken voraus. In der Biografiearbeit knüpft der Betreuer stets an den lebensgeschichtlichen Hintergrund der Dementen an. Mit Gespür und Einfühlungsvermögen geht er auf die Bedürfnisse und Wünsche des ihm anvertrauten Demenzkranken ein und begegnet ihm mit Wertschätzung und Anerkennung. Das Verständnis der Bedürfnisse und Gefühle ist der Schlüssel für einen angemessenen Umgang mit den veränderten Verhaltensweisen Demenzkranker.
Ein durch vertraute Gegenstände ausgelöster Ausflug in die Vergangenheit führt einen Dementierenden an Stationen seines aktiven Lebens zurück. Das ist für den Dementen und seinen Betreuer immer wieder eine willkommene Bereicherung der Gegenwart. Ein Demenzkranker, der an vergangene Lebensstationen herangeführt wird, erlebt seine früheren Fähigkeiten und Gefühle neu. Der zuvor in sich gekehrte Demenzkranke erlebt sich wieder
• als Schüler, der immer irgendwelches Zeug in der Hosentasche mit sich schleppte,
• als junger Elternteil, der mit seinen Kindern zwi-schen den trocknenden Bettlaken Verstecken spielte,
• als Berufstätige(r): Schlosser, Kaufmannsfrau, Soldat oder Mutter und Hausfrau.
Für Minuten werden gelebte Erinnerungen wieder zu Tage gefördert. Kurz genug, um die begrenzte Kraft des Dementen nicht zu überfordern, aber lang genug, um in ihm Freude zu wecken und ein Stück Selbstsi-
cherheit und Selbstvertrauen in die ihn sonst überfordernde und einschüchternde Gegenwart mitzunehmen.
Die Methode verbessert somit die Lebensqualität von Demenzkranken. Selbst zu schwer zugänglichen Demenzkranken und auch solchen, die normalerweise über das Sprechen kaum noch erreichbar sind, finden die Betreuer wieder einen Zugang. Die-se Kurzaktivierung eignet sich auch für Demenzkranke, die mit den gewohnten Gruppenangeboten kaum zu erreichen sind und sogar Bettlägerige können durch sie angeregt werden und Lebensfreude erfahren. Diese Art der Erinnerungsarbeit aktiviert demenziell Erkrankte also sehr wirkungsvoll


  10 Gründe die dafür sprechen, die 10-Minuten-Aktivierung bei der Betreuung von Menschen mit Demenz umzusetzen.
1. 
Kurz- und dadurch gut in den Alltag integrierbar. Für die Durchführung einer 10-Minuten-Aktivierung braucht man, wie der Name schon sagt, nicht mehr als 10 Minuten. Diese 10 Minuten sollten sich wirklich immer finden lassen.

2. 
Gut vorzubereiten. Wenn man einmal Zeit investiert hat, um Aktivierungskisten zusammen zu stellen, dann kann man die 10-Minuten-Aktivierung durchführen, ohne weiter Vorbereitungszeit zu investieren.

3. 
Spontan durchführbar. Man muss nicht lange planen um die 10-Minuten-Aktivierung einzusetzen. Wen sich ein kleines Zeitfenster öffnet, kann man sie spontan durchführen.

4. 
Teilnehmer brauchen keine lange Konzentrationsspanne. Viele Menschen mit Demenz sind mit langen Beschäftigungsangeboten überfordert- die Kürze der 10-Minuten-Aktivierung setzt genau an diesem Punkt an.

5. 
Vielfältige Auwahl an Themen. Es gibt fast kein Thema, dass man nicht zum Gegenstand einer 10-Minuten Aktivierung machen könnte.

6. 
Biografieorientiert. Durch das breite Spektrum an möglichen Themen einer 10-Minuten-Aktivierung, kann man sie sehr gut an die Biografie der Person anpassen.

7. 
Flexibel in der Umsetzung. Bei kaum einen Angebot zur Beschäftigung von Demenzkranken ist man so flexibel in der Umsetzung. Wenn man merkt, dass ein Thema „nicht ankommt“, kann man es relativ einfach variieren.
 8.
Ressourcenorientiert. Eine 10-Minuten-Aktivierung setzt bei den Fähigkeiten der Menschen mit Demenz an- nicht bei ihren Defiziten.

9.
In der Gruppe oder in Einzelarbeit. 10-Minuten-Aktivierungen lassen sich mit einzelnen Teilnehmern durchführen oder als kleines Gruppenangebot einsetzen.

10. 
Variabel- je nach Krankheitsstadium. Der Schwierigkeitsgrad von 10-Minuten-Aktivierungen kann an das Stadium der Demenz angepasst werden. So kann sowohl eine Über- als auch eine Unterforderung vermieden werden.


10-Minuten-Aktivierungen für Demente erfolgreich gestalten.
Eine 10-Minuten-Aktivierung für Demente lässt sich ganz einfach selbst gestalten. Mit ein bisschen Kreativität und Einfühlungsvermögen ist es nicht schwer sich selbst Inhalte für eine 10-Minuten-Aktivierung für Demente zu überlegen.  Wenn man damit beginnt eine 10-Minuten-Aktivierung für Demente zu planen, ist es meistens hilfreich sich ein Thema zu überlegen. Um ein Thema zu finden ist es gut, die Biografie der Demenzkranken zu kennen. Wenn man die Biografie kennt, kann man gezielt an Dinge aus der Vergangenheit der Dementen anknüpfen. Dadurch, dass Demente häufig Inhalte des Langzeitgedächtnisses noch abrufen können, wird ihr Selbstvertrauen gestärkt, das Interesse geweckt und die Erinnerung aktiviert.



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