Die Frontotemporale Demenz ist eine Krankheit, bei
der der Abbau von Nervenzellen zunächst im Stirn- und Schläfenbereich
(Fronto-Temporal-Lappen) des Gehirns stattfindet. Von hier aus
werden u.a. Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert.
Frontotemporale Demenzen treten normalerweise früher
auf als die Alzheimer-Krankheit, meistens schon zwischen dem 50. und
60. Lebensjahr oder noch früher. Die Spanne ist sehr groß (zwischen 20
und 85 Jahre).
Bei fast allen Patienten fallen zu Beginn der
Erkrankung Veränderungen der Persönlichkeit und des zwischenmenschlichen
Verhaltens auf. Dazu zählen insbesondere Aggressivität, Taktlosigkeit,
maßloses Essen aber auch Teilnahmslosigkeit. Im Verlauf der Erkrankung
entwickeln sich Störungen der Sprache, die sich in
Wortfindungsstörungen, Benennensstörungen, Sprachverständnisstörungen
und fehlendem Mitteilungsbedürfnis bis zum völligen Verstummen äußern.
Im weiteren Verlauf kommt es zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses, die
lange Zeit aber nicht so stark ausgeprägt ist wie bei der
Alzheimer-Krankheit.
Die Diagnostik der Frontotemporalen Demenz kann
schwierig sein. Weil zu Beginn der Erkrankung Veränderungen der
Persönlichkeit und des Verhaltens im Vordergrund stehen, kommt es nicht
selten zu Verwechslungen mit psychischen Störungen wie Depression,
Burn-out-Syndrom, Schizophrenie oder Manie.
Die Betroffenen zeigen in der Regel kaum Krankheitseinsicht oder Therapiemotivation.
Weil die Vorgänge, die zum Nervenzelluntergang
führen, zum größten Teil nicht bekannt und nicht beeinflussbar sind,
gibt es bisher allerdings auch keine gezielten Therapiemöglichkeiten.
Die medikamentöse Behandlung zielt derzeit darauf ab, die
Verhaltensauffälligkeiten der Patienten zu mildern.
Das Zusammenleben mit einem Patienten, der an einer
Frontotemporalen Demenz leidet, bedeutet für die Angehörigen eine enorme
Belastung. Vor allem sind es die Verhaltensauffälligkeiten,
besonders Aggressionen, enthemmtes Verhalten und Unberechenbarkeit der
Patienten, die den Angehörigen zu schaffen machen.
Prof. Dr. Alexander Kurz, München
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