Donnerstag, 4. April 2013

Wohngemeinschaft statt Pflegeheim

Eine Pflege-WG für Demenzkranke in Hammoor bei Hamburg (Archivbild)






Neun Frauen wohnen in einer Demenz-WG in . Die Pfleger haben Zeit, sich um jede Einzelne zu kümmern. Betreute Wohngemeinschaften werden immer beliebter.
Eine Pflege-WG für Demenzkranke in Hammoor bei Hamburg (Archivbild)
Eine Decke um die Schultern gewickelt, wandert Frau Meier* über den Flur. An einem Korbsessel bleibt sie stehen und fährt mit den Fingern über die Lehne. Die Pflegerin legt eine Hand auf ihre Schulter. "Kommen Sie, wir wollen Abendbrot essen." Aus der Wohnküche riecht es nach Suppe. Die anderen acht Bewohnerinnen der Demenz-Wohngemeinschaft in Hamburg-Wandsbek sitzen bereits am Esstisch.
Wie Frau Meier lebt auch die Mutter von Marita Schmidt seit der Gründung der WG im Juli 2009 hier. Vor dem Einzug wurde sie dreieinhalb Jahre von ihrer anderen Tochter zu Hause gepflegt. Als das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich war, kam die Mutter zunächst in Kurzzeit-Pflege. "Eine wirkliche Alternative war das nicht", sagt Schmidt. Dort teilte sie sich das Zimmer mit einer anderen Frau, die weder aufstehen noch sprechen konnte.
Die Familie erfuhr schließlich von der Wohngemeinschaft, die gerade entstand. "Mit neun Plätzen ist die Einrichtung überschaubar. Hier kann individuell auf die Bedürfnisse meiner Mutter eingegangen werden und sie fühlt sich wohl", sagt sie.
Das Gemeinschaftsleben verändert sich
Die Voraussetzungen dafür sind gut. Auf knapp 350 Quadratmetern hat jede Bewohnerin ihr eigenes Zimmer mit seniorengerechtem Bad. Frau Faasch sammelt auf dem Schreibtisch und an den Wänden ihre Erinnerungsstücke und Fotos. Die Bilder ihrer Kinder stehen gleich neben dem Fernseher. Sie sieht am liebsten Krimis und die Sportschau.
  • Kosten der Demenz-WG
Leben und Pflege in der Demenz-WG müssen unterschiedlich finanziert werden. In den Bereich "Leben" fallen die Miete für das eigene Zimmer,  eine Haushaltspauschale, von der zum Beispiel Lebensmittel eingekauft werden und Geld für den persönlichen Bedarf wie ein Friseurbesuch. Diese Kosten müssen die Angehörigen komplett tragen. Für Pflege und Betreuung zahlt die Pflegekasse einen Zuschuss. In der Pflegestufe 1 werden von den Gesamtkosten von etwa 2.000 bis 2.500 Euro  440 Euro erstattet, der Eigenanteil kann also bis zu 2.060 Euro betragen. In der Pflegestufe 3 werden 1.510 Euro erstattet, und der Eigenanteil liegt zwischen 790 und 2.590 Euro. Je nach finanzieller Situation der WG-Bewohner können auch Sozialhilfeträger Teile der anfallenden Kosten übernehmen.
Mit Mitte sechzig gehört sie zu den jüngeren Bewohnerinnen.  Sie leidet an Demenz und Multipler Sklerose und kann sich immer schlechter ausdrücken. "Wir konnten sie nicht zu Hause pflegen, darum waren wir glücklich über den WG-Platz", sagt ihr Sohn Martin Faasch.  "Wenn ich meine Mutter hier besuche, spüre ich, dass es ihr gut geht."
Neben dem privaten Bereich gibt es in der Küche und den Sitzecken Platz für Gemeinsames. Hier sitzen die Bewohner zusammen, spielen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht oder singen. Aber das gemeinsame Leben verändert sich, wird immer weniger. "In den letzten vier Jahren ist die Krankheit bei allen vorangeschritten", erklärt Faasch. Sie gehen seltener gemeinsam in die Stadt und sprechen weniger miteinander. "Beim Einzug war der Austausch untereinander intensiver. Heute müssen die Pflegekräfte deutlich mehr zu Aktivitäten animieren", berichtet auch Frau Schmidt.
Die Angehörigen entscheiden mit
24 Stunden werden die Bewohnerinnen von einem ambulanten Pflegedienst betreut, mit bis zu vier Pflegern am Tag und einem in der Nacht. Statt Akkordarbeit am Bett können sie sich hier Zeit für den Alltag lassen. Eine Hauswirtschafterin kocht täglich frisch. Beim Tisch decken und Gemüse schneiden helfen die Bewohnerinnen. Weil das nicht mehr so schnell geht, fangen sie um zehn Uhr mit den Vorbereitungen an. Eine feste Struktur des Tages soll den Demenzkranken helfen, sich besser zu orientieren.
Individuelle Bedürfnisse lassen sich dabei in den Tagesablauf einbauen. "Meine Mutter legt Wert auf ihr Äußeres und ihre Frisur. Darauf nimmt man Rücksicht, es wird Teil der Therapie", sagt ihre Tochter lächelnd. Mehrmals in der Woche besucht Schmidt ihre Mutter, nimmt sie mit zum Einkaufen oder bastelt gemeinsam mit anderen Bewohnern.
Die Angehörigen spielen in der Organisation des Alltags eine wichtige Rolle. Das Konzept der Demenz-WG sieht nicht vor, dass sie die Kranken ganz abgeben und einmal im Monat einen Pflichtbesuch absolvieren. Sie sind die Auftraggeber des Pflegedienstes, haben den Mietvertrag und die Angehörigenvereinbarung gemeinsam unterschrieben und beteiligen sich an der inhaltlichen Arbeit. "Wir treffen uns regelmäßig, um Neuigkeiten zu besprechen. Das geht von der Anschaffung von Möbeln, über neue Therapieanwendungen bis hin zur Planung von Ausflügen", erklärt Faasch.
 Quelle: www.zeit.de ( Thema Demenz)

So fühlen Demenzkranke sich zu Hause wohl

Pflegebedürftiger

                             





Was Angehörige tun können, damit Demenzkranke sich daheim geborgen fühlen und nicht weglaufen
 Die alten Filzpantoffeln am gewohnten Ort: Demenzkranke Menschen  brauchen Routine und Sicherheit
Sie wollen nicht einfach nur weg. Sie wollen irgendwo hin. Ins Büro. Zur Mutter. Zur Bank. "Wenn demenzkranke Menschen davonlaufen, haben sie meist ein Ziel vor Augen", erklärt Jochen Gust, Mitarbeiter des Fachdienstes Geriatrie des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Eutin. Die Frage ist nur: Welches? Was bewegt die Suchenden?
„Es gibt viele Gründe, und oft sagen Kranke direkt, was sie wollen“, betont der Demenzexperte. Sich in ihn einzufühlen und ihm sein vertrautes Zuhause zu schaffen, lässt den Kranken häufig schon zur Ruhe kommen.

Wertvolle Tipps für alle, die mit Demenzpatienten zusammenwohnen:

Vertrauen fassen

Bereits ein zärtlicher Händedruck kann Ihrem Angehörigen vermitteln: „Hier bist du in Sicherheit!“ Doch ob wortlose Geste oder direkte Ansprache: „Kündigen Sie jede Kommunikation behutsam an“, betont Jochen Gust. Sonst erschrickt der Kranke – und er will erst recht fort.

Hilfsmittel nutzen

Ein Windspiel, eine Klingelmatte vor dem Bett oder Bewegungsmelder an der Tür geben Laut, wenn jemand das Haus verlässt. „Ortungsgeräte (GPS) helfen, Personen aufzuspüren“, sagt Nina Reichwaldt von der TU Braunschweig. Die mobilen Sender lassen sich wie eine Uhr tragen, am Gürtel befestigen oder sind in ein Handy integriert. Über eine Notrufzentrale oder den heimischen Computer lässt sich der Träger des Senders orten.

Haustür unauffällig gestalten

Am besten, die Haustür gerät nicht ins Blickfeld des Rastlosen. Sie fällt weniger auf, wenn Sie sie in der Wandfarbe halten. „Bitte keine schwarze Matte auf den Fußboden vor der Tür legen“, warnt Gust. Das hält ein Alzheimerkranker schnell für ein tiefes Loch, er gerät in Panik. Schuhe oder Gehstock wegräumen nützt nichts. In der Not läuft der Demenzkranke vielleicht barfuß davon.

Freien Lauf lassen

Ihr Angehöriger wandert umher, läuft aber nicht weg? „Lassen Sie den Bewegungsdrang zu“, rät Pflegeprofi Gust. Wichtig ist, dass der Demenzkranke dadurch nicht in Gefahr gerät. Ein Ort im Freien sollte deshalb umzäunt sein, keine Stolperfallen haben, dafür Plätze zum Verweilen. Stabiles Schuhwerk ist wichtig. In vielen Gemeinden arbeiten ehrenamtliche Helfer, die für Spaziergänge mit den Hilfebedürftigen die nötige Zeit mitbringen.

Den Kranken verstehen

Ihr Mann will am Morgen immer aus dem Haus? „Vielleicht will er zur Arbeit“, erklärt Ralph Möhler von der Universität Witten-Herdecke. Reden Sie ihm das nicht aus, ein demenzkranker Mensch versteht das nicht – er lebt in seiner eigenen Zeit. Gehen Sie darauf ein. Stellen Sie Ihrem Mann beispielsweise „Bürounterlagen“ zur Verfügung – Papier, eine alte Schreibmaschine. Vielleicht ist er aber auch unruhig, weil er Schmerzen hat oder zur Toilette muss, eventuell verstärken Medikamente seinen Bewegungsdrang. Beobachten Sie den Kranken: Wann erscheint er wie getrieben? Bitten Sie auch Besucher, dass sie Ihren demenzkranken Angehörigen nie im Vorbeigehen kurz grüßen. Das ist für ihn ein falsches Signal. Denn der Kranke rätselt vielleicht, wo er sich befindet. Aus seiner Sicht ist es logisch, jetzt dem anderen zu folgen, der ihn zu kennen scheint und zu wissen, wo es hingeht.

Alles beim Alten lassen

Veränderungen verunsichern Demenzkranke schnell und verstärken ihre Rastlosigkeit. Ob Wärmflasche oder Kaffeedose: In der Wohnung sollte alles am gewohnten Platz zu finden sein. Sorgen Sie für einen regelmäßigen Tagesablauf, idealerweise mit festen Zeiten für Spaziergänge. Sind Veränderungen unumgänglich, dann bereiten Sie Ihren Schützling behutsam darauf vor. Das gilt auch, wenn er fremde Menschen kennenlernen soll.

Was tun, wenn der Demenzkranke wegläuft?

1. Ruhe bewahren!
2. Polizei sofort anrufen (110). Diese hilft umgehend, nicht erst nach 24 Stunden, wie oft angenommen. Sagen Sie, wer für die Polizei fester Ansprechpartner ist.
3. Suche starten: im Haus, im Garten und in der unmittelbaren Nachbarschaft.
4. Telefonliste abtelefonieren.
5. Einer bleibt zu Hause, falls der Vermisste zurückkommt oder zurückgebracht wird.

So sind Sie auf den Notfall gut vorbereitet:

  • Telefonliste zusammenstellen mit allen Namen und Orten, wo der Vermisste sein könnte (etwa Geburtshaus, altes Büro, Kneipe). Alle Beteiligten informieren.
  • Kleidungsstücke des Demenzkranken mit Namen, Adresse plus Ihrer Handynummer bestücken (per Zettel oder Aufnäher).
  • Immer aktuelles Foto Ihres Angehörigen parat haben. Bei vielen Polizeidienststellen gibt es Vordrucke für eine Personenbeschreibung, auf Aktualisierung achten.
  • Im Vorfeld organisieren, wer einen privat wo bei der Suche unterstützt.

     Quellewww.senioren-ratgeber.de

Samstag, 16. März 2013

Die Sinne erwecken: Basale Stimulation bei Demenz

Es kommt nicht nur darauf an "was" man mit Demenz-Patienten macht, sondern auch darauf "wie" man es tut. Wer z.B. bei der Körperpflege bewußt unterschiedliche Reize einsetzt, hilft dem Kranken, Körper und Umwelt besser wahrzunehmen (etwa durch leichten Druck beim Einseifen, abwechselnden Gebrauch von Schwämmen und Waschlappen, Abtrocknen mit unterschiedlich weichen Handtüchern, Einreiben, Massieren)
Menschen nehmen ihre Umgebung wie überhaupt Informationen auf Dauer nur wahr, wenn ihre körperlichen Sinne wechselnd gereizt werden. Dagegen gewöhnt man sich an eintönige, also gleichförmige Reize, so daß man sie nach einiger Zeit nicht mehr wahrnimmt. Dies gilt für die Schmerz- und Temperatur ebenso wie für Tasten, Riechen und Sehen. Wer so an Reizen verarmt, blendet über kurz oder lang die äußere Realität aus und verliert die Orientierung. Ein solches Schicksal droht vor allem Demenz-Kranken, die bettlägerig sind bzw. sich kaum noch bewegen können. Diese Situation spitzt sich zu, wenn die Betreffenden auch noch "super weich" gelagert und lediglich mit Flügelhemden "bekleidet" sind. Möglicherweise ist das Körperempfinden eines solchen Menschen mit dem tauben Gefühl vergleichbar, das man nach einer zahnärztlichen Schmerzspritze verspürt. Für viele Demenz-Kranke kommt hinzu, daß sie aufgrund altersbedingter Hör- und Sehbeeinträchtigungen ohnehin nur noch schlecht wahrnehmen können.
Autostimulation als Notruf (Hilfeschrei von Menschen, die unter einem Mangel an sinnlichen Anregungen leiden) Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, wenn alte Menschen der Reizverarmung begegnen, indem sie sich selbst stimulieren. Um Informationen über den eigenen Körper und die Umwelt zu erhalten, schreiten sie gleichsam zur Selbsthilfe. Typische Beispiele sind
  • Nestelbewegungen auf der Bettdecke,
  • Reiben und Kratzen auf der eigenen Haut,
  • Kratzen mit den Fingernägeln auf dem Tisch und
  • Schaukeln mit dem Oberkörper.
Dabei sind die Möglichkeiten der ursprünglich von A. Frölich entwickelten "basalen Stimulation"  einfach zu verwirklichen.
Mittel basaler Stimulation
Körperstimulation:
  • Deutlicher Druck bei der Körperpflege (Waschen, Abtrocknen, Einreiben, Massieren); Richtung: vom Körperstamm zur Peripherie
  • Erweitertes Reizangebot durch Wechsel der Wassertemperatur, verschieden harte Waschlappen, Schwämme und Handtücher, diverse Waschzusätze
  • Förderung der Körperwahrnehmung durch gut sitzende und vollständige Kleidung (einschließlich Unterwäsche)
Anregung des Gleichgewichtssinnes:
  • Schaukeln im Schaukelstuhl
  • gemeinsames Ausführen rhythmischer Bewegungen (z.B. Tanzschritte)
  • Wiegen des Kranken im Arm des Betreuers
Haptische Stimulation (Tast- und Greifsinn):
  • "Begreifen" unterschiedlicher Materialien"
  • Hände unter fließendes Wasser halten
  • Sich selbst eincremen
Vibratorische Anregung:
  • Halten einer elektrischen Zahnbürste, eines Elektrorasierers oder ähnlich vibrierender Gegenstände mit der Hand
Orale Stimulation: (Besonders wichtig für Patienten, die parenteral ernährt werden, aber auch für Personen mit Schluckstörungen, um deren Gefühl für den Mundbereich zu fördern und zu erhalten)
  • Regelmäßiges Bestreichen von Lippen, Zähnen, Zunge und einem Teil des Gaumens mit den Fingern oder einem großen Wattetupfer (z.B. bei der Mundpflege)
  • Fördern von Lutsch- und Schluckbewegungen durch harte Brotrinden, Bratenkruste oder Kaugummi
Olfaktorische Stimulation:
(Vertraute Gerüche fördern die Erinnerung!)
  • Körperpflege mit Parfum, Deo oder Rasierwasser, das dem Kranken lieb und vertraut ist
  • Anregung des Geruchssinnes durch Blumen, ätherische Öle und Essensdüfte. Sie überdecken den mitunter typischen Geruch der Betreuungseinrichtung und verbessern so die Atmosphäre.
Visuelle Stimulation:
  • Mobiles, Poster und Bilder mit kräftigen Farben sowie leicht erkennbaren Motiven
  • Fotos aus dem Privatleben des Patienten.
Schon ein einziger Gegenstand, der ins Blickfeld gerückt wird, kann den Tag des Kranken verändern!.
Die Kreativität kennt letztlich keine Grenzen. Allerdings darf man den Kranken nicht überstimulieren. Für den Anfang genügen erfahrungsgemäß täglich ein oder zwei Maßnahmen für jeweils 15 Minuten.

Freitag, 15. März 2013

Lesetipp


Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger hat ein tief berührendes Buch über seinen Vater geschrieben, der trotz seiner Alzheimerkrankheit mit Vitalität, Witz und Klugheit beeindruckt. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schließt und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der Person des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geigers Buch ist lebendig, oft komisch. In seiner tief berührenden Geschichte erzählt er von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden. Das Buch kann ich nur jedem empfehlen.


Arno Geiger hat ein tief berührendes Buch über seinen Vater geschrieben, der trotz seiner Alzheimerkrankheit mit Vitalität, Witz und Klugheit beeindruckt. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schließt und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der Person des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geigers Buch ist lebendig, oft komisch. In seiner tief berührenden Geschichte erzählt er von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden.

Freitag, 22. Juni 2012

Neues Diagnoseverfahren bei Alzheimer

Weltweit sind 38 Millionen Menschen an Morbus Alzheimer erkrankt, in Deutschland gibt es derzeit etwa 1,2 Millionen Patienten mit dieser Diagnose. Die einzige sichere Erkenntnis über die Krankheit ist, dass man sie bislang nicht heilen kann. Über die Ursachen herrscht unter Experten große Uneinigkeit, neue Therapieansätze scheitern regelmäßig. Forscher haben nun ein neues Verfahren zur Diagnose an lebenden Patienten entwickelt
Das Wissen an Alzheimer erkrankt zu sein, kann eine fürchterliche Belastung sein, denn am Krankheitsverlauf lässt sich nichts ändern. Die Patienten werden zunehmend desorientierter und vergesslicher und am Anfang der Krankheit erleben sie das ganz bewusst.
Frühzeitige Diagnose
Ein neues Verfahren, das ein internationales Forscherteam an der Klinik und Polyklinik für Nuklearmedizin in Leipzig entwickelt hat, kann zwar nicht den Verlauf der Krankheit ändern, aber es ermöglicht eine frühzeitige Diagnose, noch bevor die Krankheit sichtbar wird. Bei dem Verfahren wird den Patienten eine schwach radioaktive Substanz gespritzt, durch die schon in frühen Stadien der Krankheit die betroffenen Gehirnregionen sichtbar werden. Ein Vorteil dieses Verfahrens ist die frühzeitige Unterscheidung zwischen Alzheimer und anderen Formen der Demenz.Wenn Forscher an und mit Patienten Therapien entwickeln wollen, müssen sie wissen, dass sie es tatsächlich mit Alzheimerpatienten zu tun haben.
 Quelle:DRadio WISSEN

Donnerstag, 21. Juni 2012

Tiere tun für Demenz erkrankten Menschen gut

Haustiere können Abwechslung und Freude in das Leben von Menschen bringen, die unter Demenz leiden. Wenn Demenz erkrankte Menschen in ihre eigene Welt sich zurückziehen und es für Pflegekräfte und Angehörige immer schwieriger wird, Zugang zu den Patienten finden, kann beispielsweise ein Hund für die Betroffenen ein Türöffner in unsere Welt sein.
Indem das Tier seine Zuneigung durch Schwanzwedeln, Anstupsen oder Anschmiegen direkt äußert und Stimmungen und Gefühle der Erkrankten intuitiv erfasst, ist zwischen Mensch und Tier eine Kommunikation auf einer emotionalen Ebene möglich, die nicht von der Krankheit betroffen ist.
Aus diesem Grund werden in manchen Pflegeeinrichtungen speziell ausgebildete Hunde eingesetzt,
die Menschen mit Demenz Nähe, Wärme und Trost geben. Auch bei der häuslichen Pflege kann ein Tier die Verbindung zwischen dem Erkrankten und den Angehörigen stärken.Oftmals löst ein Tier bei demenziell erkrankten Menschen den Wunsch aus, für es zu sorgen und es zu pflegen.
Das Gefühl, gebraucht zu werden und eine Aufgabe zu haben, stärkt das Selbstbewusstsein der Betroffenen und ermuntert sie zur Aktivität.
Daher kann ein Haustier die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Demenz-Kranken erheblich verbessern.
 Menschen die bereits ein Haustier haben, kann es den Weg ins Altersheim erleichtern, wenn sie ihr Haustier behalten können. „Inzwischen haben sich etliche Einrichtungen dazu entschlossen, dass Heimbewohner zusammen mit ihrem Haustier einziehen dürfen.

Richtig essen und trinken bei Demenz


„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Die bekannte Redewendung gilt nicht nur für geistig gesunde Menschen, sondern im besonderen Maße auch für Menschen, die an Alzheimer-Demenz leiden.
Denn: Bei Demenzkranken nehmen das Hunger und auch das Durstgefühl häufig stark ab oder geht vollständig verloren. Bei der Ernährung der Betroffenen ist deshalb darauf zu achten, dass sie immer genug Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen.
Dies gilt insbesondere dann, wenn der Demenzkranke zu starker Unruhe neigt und andauernd „auf Achse“ ist (z.B. ständiges Umherwandern, auch in der Nacht). Die vermehrte Bewegung kann den Kalorienbedarf stark erhöhen.

Essen wollen, aber nicht können

Wenn Demenzkranke bei Tisch das Essen verweigern, kann das viele Gründe haben. Ein „Nicht-Wollen“ ist in den seltensten Fällen die Ursache. Vielmehr bereiten den Patienten das mangelnde Hungergefühl, Schluckstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden Probleme.
Es kann auch sein, dass der Erkrankte Speisen nicht als solche erkennt oder schlicht vergessen hat, was er mit der ihm angebotenen Mahlzeit anfangen soll. Es hat sich außerdem gezeigt, dass bei Demenz Geruchs- und Geschmackssinn stark nachlassen. Was dem Gesunden gut schmeckt, kann für den Demenzkranken eine recht fade Speise sein.

So schmeckt es wieder

Angesichts dieser Einschränkungen verwundert es nicht, dass viele Demenzkranke die regelmäßigen Mahlzeiten vor allem als Last empfinden und gar aggressiv reagieren, da sie nicht verstehen, weshalb man sie ständig zum Essen auffordert.
Was können pflegende Angehörige tun, um sicherzustellen, dass der Erkrankte immer genügend Energie und Flüssigkeit zu sich nimmt? Um das Essen und Trinken für den Demenzkranken attraktiver zu machen, gibt es einige hilfreiche Tricks und Kniffe:
  • Ist der Erkrankte schon bei der Zubereitung der Speisen in der Küche dabei und darf vielleicht sogar mit anpacken, können die guten Gerüche (z.B. frisch aufgebrühter Kaffee oder Bratenduft) und das Hantieren mit den Lebensmitteln den Appetit anregen.
  • Die Speisen für Demenzkranke ruhig stark würzen, allerdings vor allem mit vertrauten Gewürzen (z.B. Liebstöckel, Bohnenkraut, Rosmarin). Mit dem Salz dagegen sparsam umgehen, speziell bei Patienten mit Bluthochdruck.
  • Viele Demenzkranke essen sehr gerne Süßspeisen, also nicht am Zucker sparen. Zuckerhaltige Limonaden helfen bei der Flüssigkeits- und Kalorienzufuhr.
  • Gemeinsame Mahlzeiten erleichtern die Nahrungsaufnahme, da der Erkrankte sich das richtige Vorgehen von den anderen am Tisch abschauen kann.
  • Bei Demenz gilt: Es ist wichtig, dass der Erkrankte isst. Tischmanieren haben keinen Vorrang. Wenn die Handhabung von Besteck nicht mehr funktioniert, vermehrt „Fingerfood“ anbieten; das sind kleine mundgerechte Happen, die der Erkrankte problemlos mit den Fingern essen kann.