Sonntag, 11. März 2012



  Biografiearbeit - die Basis der 10-Minuten-Aktivierung

Die Methode der 10-Minuten-Aktivierung ist eine un-komplizierte und flexibel einsetzbare Art der Erinne-rungsarbeit. Sie knüpft an bereits bewährte Formen der Betreuung Demenzkranker wie Validation und Biografiearbeit an. Sie beruht auf der Erkenntnis, dass demenziell Erkrankte durch Gegenstände aus ihrer früheren aktiven Zeit stimuliert und ins Gespräch gezogen werden können. Sie ist somit eine Methode der Erinnerungsarbeit. Mit vertrauten Gegenständen werden Dementierende befähigt,
• sich wieder für kleine Ding zu interessieren,
• sich zu beteiligen,
• sich zu erinnern und Kontakt mit ihrer Umgebung aufzunehmen.
Die hierzu ausgesuchten Gegenstände sollten sich auf die aktive Lebensphase (Biografie) der Betreuten beziehen. Dies setzt die natürlich die Kenntnis der Biografie des Kranken voraus. In der Biografiearbeit knüpft der Betreuer stets an den lebensgeschichtlichen Hintergrund der Dementen an. Mit Gespür und Einfühlungsvermögen geht er auf die Bedürfnisse und Wünsche des ihm anvertrauten Demenzkranken ein und begegnet ihm mit Wertschätzung und Anerkennung. Das Verständnis der Bedürfnisse und Gefühle ist der Schlüssel für einen angemessenen Umgang mit den veränderten Verhaltensweisen Demenzkranker.
Ein durch vertraute Gegenstände ausgelöster Ausflug in die Vergangenheit führt einen Dementierenden an Stationen seines aktiven Lebens zurück. Das ist für den Dementen und seinen Betreuer immer wieder eine willkommene Bereicherung der Gegenwart. Ein Demenzkranker, der an vergangene Lebensstationen herangeführt wird, erlebt seine früheren Fähigkeiten und Gefühle neu. Der zuvor in sich gekehrte Demenzkranke erlebt sich wieder
• als Schüler, der immer irgendwelches Zeug in der Hosentasche mit sich schleppte,
• als junger Elternteil, der mit seinen Kindern zwi-schen den trocknenden Bettlaken Verstecken spielte,
• als Berufstätige(r): Schlosser, Kaufmannsfrau, Soldat oder Mutter und Hausfrau.
Für Minuten werden gelebte Erinnerungen wieder zu Tage gefördert. Kurz genug, um die begrenzte Kraft des Dementen nicht zu überfordern, aber lang genug, um in ihm Freude zu wecken und ein Stück Selbstsi-
cherheit und Selbstvertrauen in die ihn sonst überfordernde und einschüchternde Gegenwart mitzunehmen.
Die Methode verbessert somit die Lebensqualität von Demenzkranken. Selbst zu schwer zugänglichen Demenzkranken und auch solchen, die normalerweise über das Sprechen kaum noch erreichbar sind, finden die Betreuer wieder einen Zugang. Die-se Kurzaktivierung eignet sich auch für Demenzkranke, die mit den gewohnten Gruppenangeboten kaum zu erreichen sind und sogar Bettlägerige können durch sie angeregt werden und Lebensfreude erfahren. Diese Art der Erinnerungsarbeit aktiviert demenziell Erkrankte also sehr wirkungsvoll


  10 Gründe die dafür sprechen, die 10-Minuten-Aktivierung bei der Betreuung von Menschen mit Demenz umzusetzen.
1. 
Kurz- und dadurch gut in den Alltag integrierbar. Für die Durchführung einer 10-Minuten-Aktivierung braucht man, wie der Name schon sagt, nicht mehr als 10 Minuten. Diese 10 Minuten sollten sich wirklich immer finden lassen.

2. 
Gut vorzubereiten. Wenn man einmal Zeit investiert hat, um Aktivierungskisten zusammen zu stellen, dann kann man die 10-Minuten-Aktivierung durchführen, ohne weiter Vorbereitungszeit zu investieren.

3. 
Spontan durchführbar. Man muss nicht lange planen um die 10-Minuten-Aktivierung einzusetzen. Wen sich ein kleines Zeitfenster öffnet, kann man sie spontan durchführen.

4. 
Teilnehmer brauchen keine lange Konzentrationsspanne. Viele Menschen mit Demenz sind mit langen Beschäftigungsangeboten überfordert- die Kürze der 10-Minuten-Aktivierung setzt genau an diesem Punkt an.

5. 
Vielfältige Auwahl an Themen. Es gibt fast kein Thema, dass man nicht zum Gegenstand einer 10-Minuten Aktivierung machen könnte.

6. 
Biografieorientiert. Durch das breite Spektrum an möglichen Themen einer 10-Minuten-Aktivierung, kann man sie sehr gut an die Biografie der Person anpassen.

7. 
Flexibel in der Umsetzung. Bei kaum einen Angebot zur Beschäftigung von Demenzkranken ist man so flexibel in der Umsetzung. Wenn man merkt, dass ein Thema „nicht ankommt“, kann man es relativ einfach variieren.
 8.
Ressourcenorientiert. Eine 10-Minuten-Aktivierung setzt bei den Fähigkeiten der Menschen mit Demenz an- nicht bei ihren Defiziten.

9.
In der Gruppe oder in Einzelarbeit. 10-Minuten-Aktivierungen lassen sich mit einzelnen Teilnehmern durchführen oder als kleines Gruppenangebot einsetzen.

10. 
Variabel- je nach Krankheitsstadium. Der Schwierigkeitsgrad von 10-Minuten-Aktivierungen kann an das Stadium der Demenz angepasst werden. So kann sowohl eine Über- als auch eine Unterforderung vermieden werden.


10-Minuten-Aktivierungen für Demente erfolgreich gestalten.
Eine 10-Minuten-Aktivierung für Demente lässt sich ganz einfach selbst gestalten. Mit ein bisschen Kreativität und Einfühlungsvermögen ist es nicht schwer sich selbst Inhalte für eine 10-Minuten-Aktivierung für Demente zu überlegen.  Wenn man damit beginnt eine 10-Minuten-Aktivierung für Demente zu planen, ist es meistens hilfreich sich ein Thema zu überlegen. Um ein Thema zu finden ist es gut, die Biografie der Demenzkranken zu kennen. Wenn man die Biografie kennt, kann man gezielt an Dinge aus der Vergangenheit der Dementen anknüpfen. Dadurch, dass Demente häufig Inhalte des Langzeitgedächtnisses noch abrufen können, wird ihr Selbstvertrauen gestärkt, das Interesse geweckt und die Erinnerung aktiviert.



10 Minuten Aktivierung kann man auch Singen


Der Einsatz von Musik 

Musik als bewährte Zugangsmethode zu Demenzkranken ist auch ein sinnvoller Bestandteil der Gedächtnistrainingsstunden mit Demenzkranken. Bedenken Sie bei einem Gedächtnistraining auch die nachlassende Konzentrationsfähigkeit, nicht nur in dem Sie die Konzentration trainieren, sondern auch in dem Sie Trainingseinheiten nicht zu lang machen. Bei einem Gedächtnistraining mit Demenzkranken steht neben den kognitiven Fähigkeit auch immer die soziale Einbindung des Demenzkranken im Fokus. Das Ziel ist eine harmonische Gruppensituation zu erzeugen und soziale Kontakte des Demenzkranken zu fördern. Gedächtnistraining ist für Menschen mit Demenz dann sinnvoll, wenn sie nicht überfordert werden und sie Spaß und Freude empfinden.

Musik singen einzeln oder in der Gruppe es kommt immer gut an Kinder oder Volkslieder zu nehmen ihr ein paar Beispiele habe das mal in 5Gruppen unterteilt :

Frühlingslieder

Sommerlieder:
  • Summ, summ, summ, Bienchen summ herum
  • Jetzt fahr'n wir über'n See
  • Trarira! Der Sommer ist da
  • Viel Freuden mit sich bringet (Nachtigall im Sommer)
  • O Sommer o Sommer du fröhliche Zeit

Herbstlieder:
  • Bald fällt von diesen Zweigen
  • Bunt sind schon die Wälder
  • Das Laub fällt von den Bäumen
  • Der Herbst ist ein Geselle
  • Der Sommer ist vorüber die Blumen sind verblüht

Winterlieder:
  • ABC, die Katze lief im Schnee
  • Schneeflöckchen Weißröckchen
  • Leise rieselt der Schnee
  • Ach bitterer Winter
  • O wie ist es kalt geworden

Weihnachtslieder:
  • Alle Jahre wieder
  • Am Weihnachtsbaum,die Lichter brennen
  • Ihr Kinderlein kommet
  • Morgen, Kinder, wird's was geben
  • Kling, Glöckchen, klingelingeling
  • O Tannenbaum, o Tannenbau
  • Süßer die Glocken nie klingen
  • Stille Nacht, heilige Nacht!




ACHTUNG wenn Sie Texte Ausdrucken oder Kopieren bitte größer Kopieren oder Drucken.
Da sich die Sehkraft im Alter verändert.


Gedächtnistraining mit Demenzkranken


Hilft Gedächtnistraining bei einer Demenz? Ja, in der Regel ist es sinnvoll regelmäßiges Gedächtnistraining mit Menschen, die an einer Demenz leiden, durchzuführen. Gedächtnistraining ist mehr als eine Beschäftigung für Demenzkranke. Bei einem Teil der (reversiblen) sekundären Demenzen ist es möglich die kognitive Leistungsfähigkeit im Sinne einer Rehabilitationsmaßnahme zu fördern und zu unterstützen. Selbstverständlich ist die Bedingung für den positiven Effekt des Gedächtnistrainings die gleichzeitige Behandlung der körperlichen Ursachen.


Was bewirkt Gedächtnistraining bei Demenzkranken? 

Bei Demenzkranken, deren Demenz degenerativ (wie die Alzheimerkrankheit) und nicht reversibel ist, dient das Gedächtnistraining vor allem der Erhaltung von kognitiven Fähigkeiten der Aktivierung der Betroffenen Menschen mit Demenz und der Emotionalen Stabilität der Demenzkranken. Bei der Gestaltung von Gedächtnistrainingsstunden für Demenzkranke ist es besonders wichtig die Teilnehmer auf keinen Fall zu überfordern. Die noch erhaltenen Kompetenzen und Ressourcen des Demenzkranken sollten zu jedem Zeitpunkt im Mittelpunkt stehen. Ein erfolgreiches Gedächtnistraining muss den Demenzkranken immer auch Erfolgserlebnisse vermitteln. Die Aufgaben müssen von den Demenzkranken noch bewältigt werden können und dem Krankheitsstadium der Demenz angepasst sein. In der Praxis ist ein Gedächtnistraining bei einem Demenzkranken mit einer weit fortgeschrittenen Demenz mit einer an die Fähigkeiten angepassten Aktivierung gleichzusetzen. 



Spielerisch trainieren
Eine spielerische Herangehensweise hat sich bei dem Gedächtnistraining mit Demenzkranken bewährt. Mit spielerisch ist in diesem Zusammenhang nicht kindisch, sondern ein Training in lockerer Atmosphäre und ohne Leistungsdruck gemeint. Die Alltagsnähe der Übungen, eine Gliederung nach Themen, Rituale und der Bezug zur eigenen Biografie unterstützen die Sicherheit der Demenzkranken.

Aktivierungskiste

Meist werden zwei verschiedene Arten von Aktivierungskisten eingesetzt.
Die erste Art der Aktivierungskisten wird zu einem bestimmten Thema zusammengestellt.
Man wählt zum Beispiel das Thema „Kochen“ und stellt eine Aktivierungskiste mit einem kleinen Kochtopf, Salzstreuer, Pfeffermühle, getrockneten Erbsen, einer leeren Maggiflasche, Pfannenwender, Teigspachtel und was man sonst noch so findet  zusammen.
Wenn man eine 10-Minuten-Aktivierung zum Thema „kochen“ durchführen möchte, hat man alles was man benötigt beisammen und eine aufwendige Vorbereitungszeit entfällt.
Die zweite Art von Aktivierungskisten, die in der Arbeit mit Demenzkranken häufig eingesetzt wird, sind personenbezogen. Eine Aktivierungskiste wird für eine bestimmte Person zusammengestellt. Der Inhalt der Aktivierungskiste orientiert sich hierbei an der Biografie und den Interessen der Person. Inhalt einer solchen Kiste können zum Beispiel Fotos, Gegenstände aus der eigenen Vergangenheit oder Gegenstände, die eine Assoziation zu dem Beruf der Person auslösen, sein. Bei der Zusammenstellung einer solchen Kiste geht probieren über studieren. Meist findet man schon nach kurzer Zeit heraus, was die Person am meisten anspricht.

Malen mit Dementen



Gut und simpel kann man mit Demenzkranken ihre eigene Hand malen. Zum Beispiel legt man die eigene Hand auf das Papier und umfährt die Umrisse mit einem Stift. Danach kann man die gesamte Fläche mit Wachsmalkreiden (Caran d’Ache-Neoart Wachsmalkreiden, wasserlöslich) übermalen, die Farbe verläuft etwas und man kann das Gemalte ausschneiden, aus der Form der Hand kann man z.B. eine Tulpe malen oder Bilder Ausmalen.



Donnerstag, 8. März 2012

„Alzheimer lässt grüßen“

Alzheimer! Demenz! Die Begriffe sind den meisten Menschen vertraut.
Dahinter verbergen sich häufig Unwissenheit und Ängste, denn es ist eine schreckliche Vorstellung, allmählich und unaufhaltsam seine geistigen Fähigkeiten 

zu verlieren.Gleichzeitig nehmen die Demenz-Erkrankungen in unserer Gesellschaft stetig zu, denn die Lebenserwartung ist gestiegen und die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Demenz-Erkrankungen stellen unsere Gesellschaft vor besondere Herausforderungen.Sie lassen sich zurzeit noch nicht wirksam behandeln und beherrschen,man kann sie nicht aufhalten, sondern nur verzögern bzw. ihre Auswirkungen lindern. Besonders beängstigend ist für viele zudem, dass Demenz-Erkrankungen die Fähigkeiten zu denken beeinträchtigen, denn die intellektuellen Fähigkeiten und das Bewusstsein genießen in unserer Gesellschaft einen besonders hohen Stellenwert. Demenz-Erkrankungen schränken die geistigen Möglichkeiten der Betroffenen zunehmend ein, verändern ihre Persönlichkeit und beeinträchtigen gravierend alle Körperfunktionen. Die Diagnose, an einer Demenz erkrankt zu sein, ist ein großer Schock, denn die Betroffenen und ihre Angehörigen müssen sich auf einen langen, unaufhaltsamen und schmerzlichen Abschied voneinander einstellen. 

Umso bedeutsamer ist es, sich damit zu beschäftigen, wie man den demenzkranken Menschen auf seinem Weg begleiten kann.Dazu gehören Fragen wie: Was ist eine Demenz und wie verläuft sie? Wie soll und kann man Menschen mit einer Demenz in den verschiedenen Krankheitsphasen betreuen und behandeln? Welche Möglichkeiten der angemessenen Versorgung gibt es? Wie kann man diesen Lebensabschnitt gestalten? Wie achtet man als Angehöriger und Pflegender auf die eigene Kraft und Gesundheit?.

Alois Alzheimer

Alois Alzheimer war der älteste Sohn aus der zweiten Ehe des Notars Eduard Alzheimer und seiner Frau Barbara Theresia Busch.Nach Schulbesuchen in Marktbreit und am Kronberg-Gymnasium in Aschaffenburg begann Alois Alzheimer mit dem Medizinstudium an der Universität Würzburg, das er nach einem Zwischenaufenthalt an der Universität Tübingen dort 1888 mit der Note „sehr gut“ beendete.
1884 wurde er beim Corps Franconia Würzburg aktiv.Seine 1887 fertiggestellte, lediglich 17 Seiten umfassende Dissertation befasste sich mit der Funktion der „Ohrenschmalzdrüsen“.
1888 bewarb sich Alzheimer erfolgreich als Assistenzarzt bei der von dem Psychiater Heinrich Hoffmann gegründeten „Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt am Main. Mit vereinten Kräften führten der Leiter der Anstalt, Emil Sioli, sein Oberarzt Franz Nissl und Alzheimer eine neue Behandlungsmethode für Geisteskranke ein, die sie als „non-restraint“ bezeichneten und deren wesentliches Merkmal das Vermeiden von Zwangsjacken, Zwangsfütterungen und anderen Zwangsmitteln war. Stattdessen wurde in großen Wachsälen die Bettbehandlung der Kranken eingeführt, später die Therapie besonders unruhiger Patienten durch wärmende Dauerbäder praktiziert, deren Wassertemperatur vom Personal überwacht wurde. Einigen Patienten wurde gestattet, sich im Park der Klinik frei zu bewegen, andere wurden sogar zu Ausflügen in die Umgebung mitgenommen.
1894 bat ihn Wilhelm Erb, nach Argentinien zu kommen und seinen Patienten Otto Geisenheimer, einen Frankfurter Diamantenhändler, zu untersuchen. Er litt und starb an der später nach Alzheimer benannten Gehirnerweichung. Alzheimer verliebte sich in die Witwe Cecilie Geisenheimer und kehrte mit ihr nach Frankfurt zurück. Von Alzheimer unbedrängt, trat die Jüdin zum evangelischen Glauben über und heiratete Alzheimer im Februar 1895 kirchlich. Aus der Ehe gingen die Kinder Gertrud, Hans und Maria hervor. Die folgende Zeit war geprägt von familiärem Glück und beruflicher Zufriedenheit. 1901 erkrankte Cecilie Alzheimer und verstarb am 28. Februar desselben Jahres. Um seinen Kummer hierüber zu bewältigen, stürzte sich Alzheimer in die Arbeit er verstab am 19. Dezember 1915 in Breslau.

Der Fall Auguste Deter


Am 25. November 1901 begegnete Alzheimer der Patientin, die ihn berühmt machen sollte: Auguste Deter. Ihr Ehemann brachte sie in die Anstalt, nachdem sie sich innerhalb eines Jahres stark verändert hatte. Sie war eifersüchtig geworden, konnte die einfachsten Sachen im Haushalt nicht mehr verrichten, versteckte Gegenstände, fühlte sich verfolgt und behelligte aufdringlich die Nachbarschaft. Das Krankenblatt von Auguste D. wurde 1996 im Archiv der psychiatrischen Klinik in Frankfurt wiedergefunden.
Alzheimer protokollierte - wie stets - die ersten Daten und Befunde.
 Er fragte:
„Wie heißen Sie?“
„Auguste.“
„Familienname?“
„Auguste.“
„Wie heißt ihr Mann?“ - Auguste Deter zögert, antwortet schließlich:
„Ich glaube... Auguste.“
„Ihr Mann?“
„Ach so.“
„Wie alt sind Sie?“
„51.“
„Wo wohnen Sie?“
„Ach, Sie waren doch schon bei uns.“
„Sind Sie verheiratet?“
„Ach, ich bin doch so verwirrt.“
„Wo sind Sie hier?“
„Hier und überall, hier und jetzt, Sie dürfen mir nichts übel nehmen.“
„Wo sind Sie hier?“
„Da werden wir noch wohnen.“
„Wo ist Ihr Bett?“
„Wo soll es sein?“
Zu Mittag isst Frau Auguste D. Schweinefleisch mit Blumenkohl.
„Was essen Sie?“
„Spinat.“ (Sie kaut das Fleisch)
„Was essen Sie jetzt?“
„Ich esse erst Kartoffeln und dann Meerretisch.“
„Schreiben Sie eine fünf.“
Sie schreibt: „Eine Frau“
„Schreiben Sie eine Acht.“
Sie schreibt: „Auguste“ (Beim Schreiben sagt sie wiederholt: Ich habe mich sozusagen verloren.)
Alzheimer stellte fest, dass die Patientin keine Orientierung über Zeit oder Aufenthaltsort hatte, sich kaum an Einzelheiten aus ihrem Leben erinnern konnte und oft Antworten gab, die in keinerlei Bezug zur Frage standen und auch sonst ohne Zusammenhang blieben. Augustes Stimmungen wechselten rasch zwischen Angst, Misstrauen, Ablehnung und Weinerlichkeit, man konnte sie nicht allein durch die Räumlichkeiten der Klinik gehen lassen, da sie dazu neigte, allen anderen Patienten ins Gesicht zu fassen, und dafür von diesen geschlagen wurde. Es war nicht das erste Mal, dass Alzheimer dem Bild von kompletter geistiger Verwirrung begegnete – bei früheren Fällen hatte er immer wieder ähnliche Befunde gehabt, diesen aber keine Bedeutung beigemessen, weil die Patienten oft annähernd 70 Jahre und älter waren. Auguste Deter machte ihn neugierig, denn zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung war sie erst 51 Jahre alt. Die nächsten Wochen waren geprägt von weiteren geduldigen Befragungen, die die schwere geistige Verwirrung offenkundig machten und die von Auguste wiederholt mit einem jammernden „ach Gott“ begleitet wurden. In einem Interview äußerte sie mehrfach: „Ich habe mich sozusagen selbst verloren“ – sie war sich ihrer Hilflosigkeit offensichtlich bewusst. Alzheimer gab dem Krankheitsbild einen Namen: „Die Krankheit des Vergessens“.
 Das Jahr 1902 brachte eine weitere Wende: Alzheimer ließ Frankfurt hinter sich und wurde an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg wissenschaftlicher Assistent bei Professor Emil Kraepelin, der ihn nach seiner Berufung 1904 auch nach München mitnahm.Gleichwohl hatte er Auguste Deter nicht vergessen. Regelmäßig erkundigte er sich in Frankfurt nach ihrem Gesundheitszustand und verhinderte ihre aus Kostengründen geplante Verlegung in eine andere Klinik, da er diese Patientin unbedingt noch einmal untersuchen wollte - nach ihrem Tod.Am 9. April des Jahres 1906 ereilte Alzheimer an seinem Arbeitsplatz in München ein plötzlicher Anruf aus Frankfurt: Auguste Deter war verstorben. Alzheimer ließ sich die Krankenakte und das Gehirn der Patientin zuschicken. Die Akte ergab, dass sich Auguste Deters Geisteszustand in den letzten Jahren massiv verschlechtert hatte. Todesursache war eine durch Dekubitus (Wundliegen) hervorgerufene Blutvergiftung. Die mikroskopische Untersuchung des Gehirns ergab flächenweise zu Grunde gegangene Nervenzellen und Eiweißablagerungen (so genannte Plaques) in der gesamten Hirnrinde. Am 3. November 1906 stellte Alzheimer auf einer Fachtagung in Tübingen das später nach ihm benannte Krankheitsbild als eigenständige Krankheit vor.

Dienstag, 6. März 2012

Fragen zu Alzheimer: Was bedeutet die Krankheit, wie kann ich Symptome erkennen?


Was ist Alzheimer? 
 Eine unheilbare Krankheit, die Hirnzellen absterben lässt, das Gedächtnis zerstört und das Wesen verändert. Das Gehirn schrumpft kontinuierlich, die mit Hirnflüssigkeit gefüllten Kammern schwellen an (siehe Grafik). Die Betroffenen verlieren ihr Gedächtnis, ihr Wesen verändert sich. Der Verlauf der Erkrankung führt letztlich zum totalen Ich-Verlust.



Was ist der Unterscheid zwischen Demenz und Alzheimer?
 Der Oberbegriff für unheilbare Störungen des Gehirns ist Demenz. Morbus Alzheimer beschreibt die drastischste und häufigste Ausprägung der Erkrankung (60 Prozent).



Was ist der Unterscheid zur ganz normalen Altersvergesslichkeit? 
 Bei der normalen Altersvergesslichkeit treten die Symptome nur gelegentlich auf. Die Betroffenen wissen sich zudem gut mit kleinen Merkhilfen wie etwa Notizzetteln zu helfen. Sie halten außerdem ihre sozialen Kontakte aufrecht, ganz im Gegenteil zu Demenzkranken, die sich häufig abschotten.



Wie erkenne ich erste Alzheimer-Anzeichen?  
Die Krankheit beginnt schleichend und fast unmerklich: Zunächst treten leichte Gedächtnisstörungen auf. Hinzu kommen Orientierungsprobleme, Sprachstörungen sowie der fortschreitende Verlust von Auffassungsgabe und Urteilsvermögen. Schließlich können Betroffene selbst einfachste Alltags-Tätigkeiten nicht mehr selbstständig durchführen.



 Was ist die Ursache für Alzheimer?
 Bis heute ist die Ursache der Alzheimer-Erkrankung nicht vollständig geklärt. Viele Experten glauben, dass sie durch eine Kombination aus Erbfaktoren, entzündlichen Vorgängen und Umwelteinflüssen ausgelöst wird.