Donnerstag, 4. April 2013

So fühlen Demenzkranke sich zu Hause wohl

Pflegebedürftiger

                             





Was Angehörige tun können, damit Demenzkranke sich daheim geborgen fühlen und nicht weglaufen
 Die alten Filzpantoffeln am gewohnten Ort: Demenzkranke Menschen  brauchen Routine und Sicherheit
Sie wollen nicht einfach nur weg. Sie wollen irgendwo hin. Ins Büro. Zur Mutter. Zur Bank. "Wenn demenzkranke Menschen davonlaufen, haben sie meist ein Ziel vor Augen", erklärt Jochen Gust, Mitarbeiter des Fachdienstes Geriatrie des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Eutin. Die Frage ist nur: Welches? Was bewegt die Suchenden?
„Es gibt viele Gründe, und oft sagen Kranke direkt, was sie wollen“, betont der Demenzexperte. Sich in ihn einzufühlen und ihm sein vertrautes Zuhause zu schaffen, lässt den Kranken häufig schon zur Ruhe kommen.

Wertvolle Tipps für alle, die mit Demenzpatienten zusammenwohnen:

Vertrauen fassen

Bereits ein zärtlicher Händedruck kann Ihrem Angehörigen vermitteln: „Hier bist du in Sicherheit!“ Doch ob wortlose Geste oder direkte Ansprache: „Kündigen Sie jede Kommunikation behutsam an“, betont Jochen Gust. Sonst erschrickt der Kranke – und er will erst recht fort.

Hilfsmittel nutzen

Ein Windspiel, eine Klingelmatte vor dem Bett oder Bewegungsmelder an der Tür geben Laut, wenn jemand das Haus verlässt. „Ortungsgeräte (GPS) helfen, Personen aufzuspüren“, sagt Nina Reichwaldt von der TU Braunschweig. Die mobilen Sender lassen sich wie eine Uhr tragen, am Gürtel befestigen oder sind in ein Handy integriert. Über eine Notrufzentrale oder den heimischen Computer lässt sich der Träger des Senders orten.

Haustür unauffällig gestalten

Am besten, die Haustür gerät nicht ins Blickfeld des Rastlosen. Sie fällt weniger auf, wenn Sie sie in der Wandfarbe halten. „Bitte keine schwarze Matte auf den Fußboden vor der Tür legen“, warnt Gust. Das hält ein Alzheimerkranker schnell für ein tiefes Loch, er gerät in Panik. Schuhe oder Gehstock wegräumen nützt nichts. In der Not läuft der Demenzkranke vielleicht barfuß davon.

Freien Lauf lassen

Ihr Angehöriger wandert umher, läuft aber nicht weg? „Lassen Sie den Bewegungsdrang zu“, rät Pflegeprofi Gust. Wichtig ist, dass der Demenzkranke dadurch nicht in Gefahr gerät. Ein Ort im Freien sollte deshalb umzäunt sein, keine Stolperfallen haben, dafür Plätze zum Verweilen. Stabiles Schuhwerk ist wichtig. In vielen Gemeinden arbeiten ehrenamtliche Helfer, die für Spaziergänge mit den Hilfebedürftigen die nötige Zeit mitbringen.

Den Kranken verstehen

Ihr Mann will am Morgen immer aus dem Haus? „Vielleicht will er zur Arbeit“, erklärt Ralph Möhler von der Universität Witten-Herdecke. Reden Sie ihm das nicht aus, ein demenzkranker Mensch versteht das nicht – er lebt in seiner eigenen Zeit. Gehen Sie darauf ein. Stellen Sie Ihrem Mann beispielsweise „Bürounterlagen“ zur Verfügung – Papier, eine alte Schreibmaschine. Vielleicht ist er aber auch unruhig, weil er Schmerzen hat oder zur Toilette muss, eventuell verstärken Medikamente seinen Bewegungsdrang. Beobachten Sie den Kranken: Wann erscheint er wie getrieben? Bitten Sie auch Besucher, dass sie Ihren demenzkranken Angehörigen nie im Vorbeigehen kurz grüßen. Das ist für ihn ein falsches Signal. Denn der Kranke rätselt vielleicht, wo er sich befindet. Aus seiner Sicht ist es logisch, jetzt dem anderen zu folgen, der ihn zu kennen scheint und zu wissen, wo es hingeht.

Alles beim Alten lassen

Veränderungen verunsichern Demenzkranke schnell und verstärken ihre Rastlosigkeit. Ob Wärmflasche oder Kaffeedose: In der Wohnung sollte alles am gewohnten Platz zu finden sein. Sorgen Sie für einen regelmäßigen Tagesablauf, idealerweise mit festen Zeiten für Spaziergänge. Sind Veränderungen unumgänglich, dann bereiten Sie Ihren Schützling behutsam darauf vor. Das gilt auch, wenn er fremde Menschen kennenlernen soll.

Was tun, wenn der Demenzkranke wegläuft?

1. Ruhe bewahren!
2. Polizei sofort anrufen (110). Diese hilft umgehend, nicht erst nach 24 Stunden, wie oft angenommen. Sagen Sie, wer für die Polizei fester Ansprechpartner ist.
3. Suche starten: im Haus, im Garten und in der unmittelbaren Nachbarschaft.
4. Telefonliste abtelefonieren.
5. Einer bleibt zu Hause, falls der Vermisste zurückkommt oder zurückgebracht wird.

So sind Sie auf den Notfall gut vorbereitet:

  • Telefonliste zusammenstellen mit allen Namen und Orten, wo der Vermisste sein könnte (etwa Geburtshaus, altes Büro, Kneipe). Alle Beteiligten informieren.
  • Kleidungsstücke des Demenzkranken mit Namen, Adresse plus Ihrer Handynummer bestücken (per Zettel oder Aufnäher).
  • Immer aktuelles Foto Ihres Angehörigen parat haben. Bei vielen Polizeidienststellen gibt es Vordrucke für eine Personenbeschreibung, auf Aktualisierung achten.
  • Im Vorfeld organisieren, wer einen privat wo bei der Suche unterstützt.

     Quellewww.senioren-ratgeber.de

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